Ackermann tanzt by Leenders

Ackermann tanzt by Leenders

Autor:Leenders
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-01-30T05:00:00+00:00


Dreizehn

Bea Lentes konnte ihnen nicht öffnen. Sie würden gar nicht erst bis ans Tor kommen, meinte sie, aber es gäbe eine andere Möglichkeit, ins Dorf zu gelangen. Sie sollten rechts um Schenkenschanz herumgehen, am hinteren Fluttor vorbei, bis zu der Stelle, wo das Erdreich zur Mauerkrone hin anstieg. »Ich schieb Ihnen eine Leiter rüber und pass auf, dass Sie nichts auf den Kopf kriegen. Aber sehen Sie zu, dass keiner von den Geiern was merkt.«

Toppe steckte das Handy weg. »Wir müssen übers Eis. Das wird ein Spaß.«

»Ha!« Ackermann fischte zwei Paar grobe Wollsocken vom Rücksitz. »Hab ich schon ’n paa’ Tage im Auto. Im Moment weiß man ja nie, wat kommt. Die ziehen wir uns über de Schuhe, dann rutschen wer nich’ so.«

Toppe erklomm die Leiter, schaute über die Mauer und wollte seinen Augen nicht trauen.

Das ganze Dorf war auf den Beinen. Alles lief geschäftig hin und her, schwatzte, lachte. Zum Teil waren die Leute aufs Abenteuerlichste vermummt. An der Festungsmauer waren in gleichmäßigem Abstand Leitern aufgestellt worden, Männer mit Kübeln, Kannen und Eimern standen bereit. Gegen die Hauswände gelehnt Forken und Schuppen. Kinder in Schneeanzügen brachten Thermoskannen, Frauen trugen Tabletts mit belegten Broten.

»Achtung, da versucht es wieder einer!«, brüllte jemand aus einer Dachluke. »Bei Maaßens unterm Küchenfenster.«

Ein Mann kletterte, zwei andere reichten ihm eine große Emaillekanne.

Vor der »Inselruh« saß, in dicke Steppdecken gehüllt und von zwei rot glühenden Heizstrahlern eingerahmt, ein Greis und gab Befehle, schickte eine Frau, die eine Palette Eier brachte, zur Mauer am Kriegerdenkmal.

Ackermann, der hinter Toppe hochgeklettert war, staunte auch. »Et fehlen bloß noch Hühner un’ Ziegen.«

»Wird das heute noch was?«, rief Bea Lentes herauf. »Die Leiter rüber!«

Toppe und Ackermann setzten sich rittlings auf die Mauer, zogen die Leiter hoch und ließen sie auf der inneren Seite herunter.

»Wer ist der Alte vor der Kneipe?«, wollte Toppe wissen.

»Dat is’ Molenkamp«, antwortete Ackermann, »der Kaiser vonne Schanz. Muss mittlerweile an die neunzig sein, kriegt aber noch alles mit. Der hat schon seit Menschengedenken dat Oberkommando im Dorf, wenn dat Wasser kommt. anscheinend auch bei andere Katastrophen, oder wat die hier dafür halten. Hatte früher ’n Hof in Salmorth, is’ jetz’ der Enkel drauf. War aber auch bis zu der Gemeindereform bestimmt zwanzig Jahre lang Bürgermeister vonne Schanz, wie et mit Salmorth zusammen noch selbständig war. Die reichste Gemeinde im ganzen Kreis, sagt man, weil die ja die Ölwerke hatten.«

»Ackermann!«, schrie Frau Lentes. »Ich hab leider vergessen, mir meinen Zobel umzuhängen, und so langsam friert mir alles ab.«

Sie beeilten sich herunterzukommen.

Bea Lentes schlugen die Zähne aufeinander. »Herr Toppe, ich find das so schrecklich mit Bouma«, bibberte sie. »Aber da sprechen wir gleich drüber, kommen Sie erst mal ins Warme.«

Sie hörten den Mann vom Ausguck hämisch lachen.

»Wollen doch mal sehen, wer sich eher den Arsch abfriert, wir oder die komischen Pausenclowns da draußen!«

Der Greis vor der Kneipe ließ die Wirtin passieren, dann streckte er energisch den Arm aus und fetzte Ackermann ein paar Sätze auf Platt um die Ohren. Seine Stimme war altersschwach, doch das änderte nichts am scharfen Tonfall.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.